15. November 2024

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«Viva Las Vegas»: Verstappen baut Rekordserie aus

Las Vegas bekommt von der Formel 1 Unterhaltung im XXL-Format. Eventkritiker Verstappen gewinnt das Crash-Spektakel und zieht mit Vettel gleich. Teamkollege Perez ist Vizechampion.

Im weißen Elvis-Presley-Gedächtnisoverall trällerte Showkritiker Max Verstappen den Song «Viva Las Vegas» vom «King of Rock ’n‘ Roll» und genoss das Protzfeuerwerk über der Zockermetropole.

Beim Motorsport-Puristen aus den Niederlanden konnte im Lichtermeer der Wüstenstadt vom Fremdeln mit der Unterhaltungshochburg zumindest äußerlich keine Rede mehr sein. Verstappen baute seine Formel-1-Rekordserie mit dem 18. Saisonsieg aus und zog mit seinem 53. Grand-Prix-Erfolg mit Sebastian Vettel gleich.

«Wir haben eine Menge gutes Racing hier erlebt», sagte Verstappen auf dem Podium, das einem überdimensionalen Glücksspielautomaten nachempfunden war. Mit Kritik an dem Entertainmentcharakter der Veranstaltung hatte er zuvor nicht gespart und sich mit verprellten Fans solidarisiert. «Ich hoffe, es hat allen ein bisschen Spaß gemacht und freue mich schon darauf, nächstes Jahr wiederzukommen», meinte Verstappen nun zahm.

Auch Zeitstrafe hält Verstappen nicht auf

Trotz einer Fünf-Sekunden-Strafe beim Crash-Spektakel mit drei Safety-Car-Phasen krönte der Weltmeister seine Aufholjagd. Der Red-Bull-Pilot verwies Charles Leclerc im Ferrari auf den zweiten Platz.

«Trotz Platz zwei habe ich den Kampf sehr genossen, aber ich hätte natürlich gerne gewonnen», sagte Leclerc, der trotz seiner fünften Pole Position in diesem Jahr wieder keinen Saisonsieg feiern konnte. «Es hätte kein besseres Rennen in Las Vegas geben können.»

Vor Luxushotel Bellagio schießen Fontänen in die Höhe

Sergio Pérez wurde im zweiten Red Bull Dritter und sicherte sich die Vizeweltmeisterschaft. Nach der Zieldurchfahrt wurde das Trio im Rolls-Royce vor das Luxushotel Bellagio gefahren, wo ihnen zu Ehren die berühmten Fontänen in die Höhe schossen und dem Veranstalter die ersehnten PR-Bilder in Hochglanz lieferten.

«Das ist eine andere Herangehensweise, als wir sie sonst gewohnt sind», äußerte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko an diesem für die US-amerikanischen Formel-1-Rechteinhaber so wichtigen Wochenende. «Das Rennen war toll und damit: alles gut.»

Hülkenberg scheidet nach Motorenproblemen aus

Die Show muss stimmen – vor allem in Las Vegas, wo die Formel 1 zuletzt 1982 gefahren war. Für Nico Hülkenberg stimmte sie nicht. Drei Runden vor Schluss musste er seinen Haas wegen Motorenproblemen abstellen. «Ich hatte das Gefühl, dass wir mehr Tempo hatten, aber es war immer viel Verkehr. Wegen des Reifenabbaus konnte man nicht so sehr pushen, wie man wollte», erläuterte Hülkenberg.

Nachdem die Startaufstellung mit Promidichte bis zum Anschlag von Shaquille O’Neal bis Rihanna geräumt war, erloschen die Roten Ampeln – und die Action begann. Verstappen übernahm mit einem resoluten Manöver gleich in der ersten Kurve die Führung von Leclerc. Allerdings rutschte der Weltmeister im Red Bull beim Überholen mit dem Ferrari neben die Piste.

Dreher und Trümmer beim Start

Für dieses Abdrängen wurde Verstappen mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt. «Ja, das ist gut, schick ihnen meine Grüße», funkte Verstappen beim vorletzten von 22 Saisonrennen bissig in Richtung Rennleitung.

Auf dem frischen Asphalt drehten sich hinten Fernando Alonso im Aston Martin, Valtteri Bottas im Alfa Romeo und Carlos Sainz im zweiten Ferrari. Das Virtuelle Safety Car wurde eingesetzt, um Trümmerteile von dem Kurs zu entfernen.

Blamage mit defektem Wasserschacht

In der vierten Runde musste das echte Safety Car rausfahren. Lando Norris verlor die Kontrolle über seinen McLaren und krachte im Notausgang in die Bande. Der Engländer stieg selbstständig aus seinem Wagen und wurde später im Krankenhaus eingehend untersucht.

Der packende Auftakt war ganz nach dem Geschmack der Veranstalter, die sich im Auftakttraining blamiert hatten. Wegen der defekten Abdeckung eines Wasserschachts war die erste Einheit schon nach 19 Minuten abgesagt worden. Die Reparaturen zogen sich so lange hin, dass die Fanzonen geräumt wurden und die Piloten vor einer nächtlichen Geisterkulisse das zweite Training absolvierten.

Farce vom Auftakttraining hat juristisches Nachspiel

Eine Kanzlei aus Las Vegas hat bereits eine Sammelklage für 35.000 Tageskartenbesitzer eingereicht. Es geht um rund 30.000 Dollar Schadenersatz pro Person. Die Veranstalter meldeten die drei Grand-Prix-Tage indes mit 315.000 Fans wunschgemäß ausverkauft.

Im Schatten der überdimensionalen Lichterkuppel «Sphere» klagte Verstappen nach dem Neustart über abbauende Reifen. Leclerc übernahm in Runde 16 die Führung, der Red-Bull-Dominator kam anschließend an die Box und saß seine Strafe ab. Verstappen war nun geladen und nahm die Jagd auf.

Leclerc fängt Pérez noch ein

Nach einer Kollision des Niederländers mit Mercedes-Fahrer George Russell im Kampf um Platz vier flogen Autoteile in der 25. Runde auf den Kurs. Das Safety Car fuhr wieder raus. Nach der Streckenfreigabe verlor Leclerc in der 32. Runde nach einem Überholmanöver im Verstappen-Stil von Pérez im zweiten Red Bull die Führung.

Verstappen arbeitete sich indes weiter vor und war in der 37. von 50 Umläufen dort, wo er in dieser Saison so gut wie immer stand: ganz vorne. Leclerc büßte zunächst auch noch Rang zwei ein, schnappte sich Pérez aber noch auf den letzten Metern.

Martin Moravec, Jens Marx und Maximilian Haupt, dpa