8. Oktober 2024

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Zurück in den Dünen: Verstappen elektrisiert Oranje

Die Formel 1 ist nach 36 Jahren zurück in den Dünen von Zandvoort. Beim ersehnten Heimspiel will Max Verstappen seinem Rivalen Lewis Hamilton die WM-Führung wieder entreißen. Die Organisatoren mahnen die euphorischen Oranje-Fans zur Disziplin.

Aus den Steilkurven an der Nordsee ins orangene Jubelmeer: So stellt sich Max Verstappen seinen Weg zurück an die Formel-1-Spitze in den Dünen von Zandvoort vor.

Nach 36 Jahren Pause fährt die Rennserie vor allem dank des Hypes um den Red-Bull-Star wieder in den Niederlanden. «Damit hätte ich selbst vor ein paar Jahren nicht gerechnet», sagte Verstappen vor seinem sehnsüchtig erwarteten Heimspiel. Bei nur drei Punkten Rückstand auf seinen Mercedes-Rivalen Lewis Hamilton ist die WM-Führung für den 23-Jährigen greifbar, das heizt die Stimmung zusätzlich an.

Regierung dehnt extra Corona-Regeln aus

Für das Comeback in der Formel 1 dehnt die niederländische Regierung sogar die Corona-Regeln und erlaubt von Freitag bis Sonntag jeweils bis zu 70.000 Zuschauer an der Strecke. Die Genehmigung für diese Zwei-Drittel-Auslastung für Geimpfte, Genesene und Getestete sorgte für heftige Debatten, weil zugleich im Land Festivals und andere Großereignisse verboten bleiben. Die Millionen-Investitionen in die Modernisierung von Zandvoort und der Druck der Verstappen-Fans aber wirkten offenbar als schlagkräftige Argumente.

Der Lokalheld dankte artig. «Nachdem das Rennen im Vorjahr gestrichen wurde, wird es dieses Jahr noch besonderer sein», beteuerte Verstappen und malte sich einen «Heimsieg vor den Augen der Oranje-Armee» aus. Fanflaggen schmücken bereits viele Häuser in der 17.000-Einwohner-Gemeinde. In so manchem Schaufenster wird mit dem Grand Prix geworben. Auch der Bürgermeister ließ sich mit einem Modell von Verstappens Rennwagen ablichten.

Umweltschützer verärgert

Dass am Wochenende tausende Formel-1-Fans ins geschützte Dünengebiet an der Nordseeküste strömen werden, ärgert Umweltschützer und dürfte für ein ziemliches Verkehrschaos sorgen. Die Organisatoren bitten daher eindringlich, dass möglichst viele mit Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln den Weg zur Strecke antreten.

Auch Streckenchef Jan Lammers mühte sich, die Begeisterung für «Mad Max» in geordnete Bahnen zu lenken. «Der Sport muss sich verbrüdern, und wir dürfen nicht in Hooligan-Situationen kommen wie im Fußball», mahnte Lammers vor allem mit Blick auf die jüngste Eskalation im Titelrennen zwischen Verstappen und Hamilton.

Spätestens nach dem Crash der beiden in Silverstone, als Verstappen ins Krankenhaus musste und Hamilton noch gewann, fürchtet so mancher wütende Fan-Attacken in Zandvoort gegen den britischen Titelverteidiger. «Natürlich hat jeder seine Präferenzen, aber lasst es uns auf zivilisierte Weise machen, indem wir Hamilton mit unserem Sportsgeist und Gastfreundlichkeit überraschen», bat Lammers.

Viel Geld investiert

Immerhin hat eine Gruppe um den niederländischen Prinzen Bernhard, einem Cousin von König Willem-Alexander, viel Geld investiert, um Zandvoort wieder fit für die Formel 1 zu machen. Spektakulär könnte es vor allem in den beiden Steilkurven Hugenholtz und Arie Luyendijk zugehen, die untypisch für die Motorsport-Königsklasse sind. Der Kurs ist nur 4,259 Kilometer lang und auch wegen des oft herüberwehenden Küstensands eine echte Prüfung für die Fahrkünste der Piloten.

Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Nach dem Regen-Fiasko in Spa, als Verstappen nach stundenlanger Warterei und wenigen Runden hinter dem Safety-Car zum Sieger erklärt wurde, darf die Formel 1 in Zandvoort auf sonnige Tage hoffen. Geschlossen ist die Akte Spa aber damit noch nicht. Weltverbandschef Jean Todt kündigte eine gründliche Aufarbeitung der Geschehnisse und die Prüfung möglicher Änderungen im Regelwerk an. Am 5. Oktober soll sich die Formel-1-Kommission mit dem Thema beschäftigen.

Von Christian Hollmann, dpa