8. Oktober 2024

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Taktik-Coup in Texas: Verstappen baut WM-Führung aus

Mit einem Taktik-Coup in Texas hat Max Verstappen seine WM-Führung vor einem am Ende heranstürmenden Lewis Hamilton ausgebaut und steuert seinen ersten Titel in der Formel 1 an.

Dank zweier vorgezogener Boxenstopps feierte der Red-Bull-Pilot beim Grand Prix der USA seinen achten Saisonsieg. Pole-Mann Verstappen verwies Austin-Rekordgewinner Hamilton trotz einer späten Aufholjagd auf den zweiten Platz und liegt nun fünf Rennen vor dem Saisonfinale zwölf Zähler vor dem siebenmaligen Champion, der sich einen Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde sicherte.

Mercedes-Fahrer Hamilton konnte selbst von einem Blitzstart nicht profitieren und lag am Ende nur eine Sekunde zurück. Dritter wurde am Sonntag Verstappens Teamkollege Sergio Perez. Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel schleppte sich nach einer Strafversetzung wegen neuer Motorenteile von Startplatz 18 als Zehnter noch in die Punkte. Vor den Augen von Mutter Corinna und Schwester Gina wurde Mick Schumacher im Haas 16.

WM-Zweikampf spitzt sich zu

Im immer intensiveren WM-Zweikampf waren Hamilton und Verstappen schon im Training aneinandergeraten. Nach einem Rad-an-Rad-Duell über die komplette Start- und Zielgerade beschimpfte der Red-Bull-Pilot den Weltmeister im Mercedes am Freitag als «dummen Idioten» und zeigte ihm den Mittelfinger. «Es ist nicht so, dass wir die einzigen sind, die sich in diesem Sport berührt haben. Diese Dinge passieren leider», meinte der Niederländer vermeintlich ungerührt.

Die Pole in Austin sicherte sich Verstappen, es war schon seine neunte in dieser hitzigen Saison. Dadurch stand erstmals seit Beginn der Hybrid-Ära 2014 kein Mercedes ganz vorne. Hamilton blickte von Position zwei auf den steilen Anstieg zur ersten Kurve: Innerhalb von gut 200 Metern geht es satte 30 Meter bergauf.

«Ich mache mir keine Sorgen darüber, was hinter mir passiert. Ich muss mich nur auf mich selbst konzentrieren», beteuerte Verstappen, der schon in Großbritannien und vor allem in Italien mit Hamilton aufsehenerregend zusammengestoßen war.

Die Rivalen berührten sich beim Start nicht, packend war der Auftakt dennoch. Hamilton kam besser weg und behauptete sich in der ersten Kurve innen. Verstappen trieb es dagegen über den Bordstein hinaus und büßte dadurch seine Spitzenposition ein. Hamilton hatte nun freie Fahrt vor seinem WM-Widersacher und dessen Teamkollegen Sergio Perez.

Hamilton: «Er ist schneller als ich»

Absetzen konnte sich der Engländer aber nicht. «Er ist schneller als ich», konstatierte über Funk Hamilton, der sich vor der Corona-Pandemie bei der letzten Auflage in Texas 2019 vorzeitig zum sechsten Mal zum Weltmeister gekürt hatte. Verstappen hing am Führenden dran. Vettel und Schumacher steckten hinten fest.

Verstappen erhöhte den Druck auf Hamilton und kam schon in der elften Runde an die Box. Als Fünfter kehrte der 24-Jährige auf den Asphalt zurück. Drei Umläufe darauf ließ sich Hamilton frische Pneus aufziehen. Der Mercedes-Mann hatte als Zweiter aber mehr als 5,5 Sekunden Rückstand auf den neuen Führenden Verstappen.

Sagenhafte 400.000 Zuschauer besuchten das gesamte Formel-1-Wochenende – spektakuläre Momente im Rennen blieben nun aber aus. Hamilton verkürzte jedoch sukzessive seinen Rückstand auf Verstappen. Er war bei Halbzeit der insgesamt 56 Runden und einer ganz kurzen Phase mit Virtuellem Safety Car bis auf 3,3 Sekunden dran. Die Reifen waren heftiger Belastung ausgesetzt.

Verstappen erhielt in der 30. Runde nochmal neue harte Reifen und war als Dritter mit 17 Sekunden hinter Hamilton wieder auf der Strecke. «Lewis, du fährst um den Sieg», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff und versuchte seinen Star-Piloten weiter anzutreiben.

Hamilton gab Gas, er kämpfte. Nach einem exzellenten Stopp in Umlauf 38 kehrte er hinter Spitzenmann Verstappen dennoch mit einem Rückstand von fast acht Sekunden auf die Strecke zurück. Würde er in der Schlussphase den Niederländer nochmal attackieren können?

«Es kommt nur auf die letzten drei Runden an», teilte Renningenieur Peter Bonnington Hamilton mit. Zehn Umläufe vor Schluss war Hamilton knapp 2,7 Sekunden dran. Und der Brite kam immer näher ran – es reichte am Ende aber nicht mehr.

Von Maximilian Haupt und Martin Moravec, dpa