24. April 2024

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Kult-Klassiker mit vielen Banden: Am Limit durch Monaco

Auch Mick Schumacher kennt jetzt das «Limit» in Monaco. Faszinierend finden alle Piloten die Runden in einer für die Formel 1 eigentlich unwirklichen Umgebung. Das Rennen hat aber auch ein großes Problem.

Aus den Fahrern sprudelt die Begeisterung förmlich heraus. Die Augen sind groß und strahlen, auch hinter dem Mund-Nase-Schutz ist ein anhaltendes Lächeln erkennbar.

Bei einem wie Mick Schumacher ist das nicht anders. Für die sogenannten Rookies ist der Kurs in den engen Straßen von Monte Carlo eine noch größere Herausforderung. «Jetzt kenne ich das Limit», sagte Formel-1-Neuling Mick Schumacher nach seiner Bandenberührung mit dem Haas-Rennwagen im Training.

Das Limit sind vor allem die Leitplanken, 21 Kilometer wurden wieder verbaut. Bilder von heute ähneln zumindest ohne Autos den Bildern vergangener Jahre und Jahrzehnte. Die Strecke mit legendären Passagen wie entlang des Pools, durch den Tunnel, durch die Rascasse – sie hat sich eigentlich nie großartig verändert. Sie ist Kult, sie bleibt Kult. Monaco ist der Klassiker der Formel 1. «Was du an dem gesamten Wochenende erlebst, ist faszinierend», sagt Superstar Lewis Hamilton: «Und das ändert sich nie.»

Der Blick durchs Visier aus dem Cockpit, rund 50 Schaltvorgänge auf einer Runde, 19 Kurven auf 3,337 Kilometern, ein Top-Speed von immer noch rund 290 Stundenkilometern, Rad-an-Leitplanke – das sind die Fahrererlebnisse von Monaco. Doch Weitblicker Hamilton hat auch die Zuschauer im Sichtfeld, seien es die 7500, die an diesem Wochenende pro Tag zugelassen sind wegen der Corona-Maßnahmen oder die Fans vor den Fernsehern, Laptops, Tabletts oder Smartphones, die das Rennen am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) verfolgen.

«Am Sonntag wirst du einen Zug sehen und die Fans wissen jetzt schon, dass das passieren wird», sagt Hamilton. Seit 2000 liegt der Durchschnittswert an Überholmanövern im Fürstentum bei etwas über acht pro Rennen. 2019 waren es ohne den Re-Start mitzurechnen zwei Überholmanöver gewesen. Der Sieger hatte auch die Pole geholt und hieß Hamilton. Wie überhaupt in den vergangenen Jahren der beste Startplatz nahezu Garantie für die späteren Glückwünsche in der Fürstenloge waren. Acht Mal in den vergangenen elf Jahren siegte der Polesetter.

«Es ist der beste Austragungsort. Es ist der schönste Platz, an dem wir Rennen fahren. Aber du weißt vorher, dass es nie aufregend für die Fans sein wird», sagt Hamilton. Die Straßen sind eng geblieben, die Autos aber noch breiter geworden. Überholen? Wie denn!? «Ich glaube nicht, dass den Fans das Spaß macht», sagt Hamilton. «Das geht seit Jahren so und ich bin der Meinung, man muss das ändern.»

Hinzu kommt, dass auch bei den Strategien wenig Optionen gibt. Über den obligatorischen Reifenwechsel gehen die geplanten Boxenstopps meist nicht hinaus. Den Vordermann durch einen früheren ersten oder zweiten Stopp unter Druck zu setzen, fällt in Monaco flach. Immerhin wirbeln die praktisch vorprogrammierten Safety-Car-Phasen das Rennen dann doch mal ein bisschen durcheinander.

Das Überholproblem aber bleibt. Wie eine Lösung in Monaco aussehen könnte, weiß auch der 36 Jahre Hamilton nicht, der im Fürstentum lebt und dort auch schon drei mal siegte. «Das Gefühl, wenn man hier gewinnt, nimmt nie ab», betont der Rekordweltmeister. «Jedes Mal ist einzigartig und besonders, wenn es dir vergönnt ist.»

Faszination-Garantie im Cockpit, Langeweile-Gefahr für die Zuschauer – Monaco ist und bleibt ein Ort der Gegensätze. Die eine schnelle Runde in der K.o.-Ausscheidung wird für die Fahrer zum Minuten-Rausch. Zumindest erlebte das Ayrton Senna 1988 mal so. «Plötzlich wurde mir klar, dass ich das Auto gar nicht mehr in einem bewussten Zustand fuhr. Ich fuhr nur noch durch Instinkt, ich war wie in einer anderen Dimension», beschrieb die brasilianische Formel-1-Ikone später mal: «Ich war schon längst über dem Limit, fand aber immer noch mehr.»

Wie die Rennen mit mehr Überholmanövern garniert werden könnten, weiß der jetzige Superstar Hamilton auch nicht. «Ich hoffe aber, dass wir zukünftigen Generation spannendere Rennen liefern können.»

Von Jens Marx, dpa