Mit einer blauen Wollmütze auf dem Kopf geriet Mick Schumacher beim Autodromo Enzo e Dino Ferrari ins Schwärmen. Also jenem Kurs im kühlen Imola, mit dem auch seinen Vater Michael eine besondere Formel-1-Beziehung verband.
Den Flow möge er, sagte der junge Haas-Pilot, wie eine Kurve in die nächste folge. Das Ziel vor seinem erst zweiten Formel-1-Rennen sei es, «weiterhin zu lernen, weiter zu versuchen, mich zu verbessern.»
Imola ist besonders. Imola war für Mick Schumachers Vater besonders. Wie könnte das bei ihm auch anders sein, der so viele Bestmarken in der schnellsten Rennserie der Welt aufgestellt hat? Siebenmal gewann er während seiner glorreichen Karriere in der Emilia Romagna – so oft wie kein anderer PS-Bändiger.
Sohn Mick erlebt an diesem Wochenende sein erstes Mal auf dieser Grand-Prix-Strecke in der Formel 1. Für ihn wird es in seiner Debütsaison viele erste Male geben. Der 22-Jährige will lernen. Er will schnell lernen. Wie könnte das auch anders sein in einem Sport, in dem es um Höchstgeschwindigkeit geht? Und Schumacher will sich gegen seinen russischen Stallrivalen Nikita Masepin durchsetzen. Das ist eine der ersten teaminternen Maßgaben, die man befolgen will.
«Ich habe das Gefühl, dass ich viel mehr Wissen habe, dass ich mich viel wohler fühle», sagte der Formel-2-Champion nach seinem achtbaren Debüt in dem meilenweit unterlegenen Haas vor drei Wochen in Bahrain. «Ich war aber auch sehr überrascht, wie schnell das Wochenende vorbei war. Es passierte alles in einem Wimpernschlag.» Mick Schumacher würde daher «am Liebsten den ganzen Tag fahren.»
Für Neulinge, und das sind ja Schumacher und Masepin, geht es in der Formel 1 stets auch um Kontrolle. Über sich selbst. Über den Wagen. Und das gelang Schumacher in Bahrain viel besser als Masepin, dessen Vater Dimitri mit seinem Bergbauunternehmen Uralkali auch Titelsponsor von Haas ist.
Masepin junior, der auf und abseits des Asphalts mit Ausrastern schon für Schlagzeilen gesorgt hat, crashte früh sein Auto und fiel vorzeitig aus. Schumacher junior hielt seinen Wagen schadlos und wurde direkt hinter Sebastian Vettel im Aston Martin 16.
«Wir müssen besser und besser werden, daran arbeiten, mehr Runden zu fahren und weiter zu lernen, das ist die Mission», betonte der robuste Haas-Teamchef Günther Steiner, der seinem Rennstall mit gleich zwei Neulingen eine Frischzellenkur verordnet hat. Eine «große Herausforderung» sei das. «Wir haben uns dazu entschlossen und wir müssen es durchstehen. Ich versuche nur, dafür zu sorgen, dass sich die Fahrer wohlfühlen. Ich versuche nicht, sie bis ins Kleinste zu managen.» Dafür seien schließlich auch die Ingenieure da.
Schumacher vertieft sich in seine Arbeit. Er ist akribisch. Er lebt schließlich seinen Traum. Und diese methodische Herangehensweise soll die Leitplanke für eine lange Formel-1-Karriere werden. «Mick ist nicht der Typ Fahrer, der sich in ein Auto setzt und sofort alles riskiert. Er macht es Schritt für Schritt und schaut, dass er alles unter Kontrolle hat, um dann richtig zuzuschlagen», erläuterte unlängst Juniorenausbilder und Alpha-Tauri-Teamchef Franz Tost dem Fachmagazin «Auto, Motor und Sport».
Der Österreicher hat schon Vettels erste Formel-1-Kilometer begleitet und auch Mick Schumachers Anfänge im Kart verfolgt. In dem Japaner Yuki Tsunoda hat Tost aktuell selbst ein vielversprechendes Talent im Cockpit. Nur Herz reicht seiner Meinung nach für eine erfolgreiche Karriere nicht aus. Es braucht auch Hirn.
«Ich könnte jetzt natürlich wieder brutal werden und sagen: Aus einer Kuh kannst du keinen Tiger machen. Es hängt am Ende immer davon ab, wie viel Hirn ein Fahrer besitzt und dann im Cockpit auch einschaltet», meinte Tost und verriet eine Lehre: «Ich habe in meiner langen Zeit im Motorsport festgestellt, dass sich am Ende nur die Fahrer durchsetzen, die intelligent sind und wissen, warum sie etwas machen – und die sich auch entsprechend benehmen.»
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