6. Oktober 2024

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Hamilton wehrt sich gegen neue Langeweile: «Viel Arbeit»

Max Verstappen rast unaufhaltsam seinem ersten WM-Titel entgegen. Lewis Hamilton ist im einst so dominanten Mercedes chancenlos. Und ausgerechnet jetzt geht es zu seinem Heimspiel nach Silverstone.

Die neue Langeweile in der Formel 1 will Lewis Hamilton nicht akzeptieren. «Ich werde alles geben, was ich habe», sagte der Weltmeister nach der nächsten heftigen Niederlage gegen Titeljäger Max Verstappen.

Fünf Siege in Folge von Red Bull, vier davon durch den WM-Führenden Verstappen, bringen das Mercedes-Team des Briten in eine ganz neue Situation. Nach sieben Jahren purer Dominanz sind die Silberpfeile auf einmal die Jäger und Hamilton muss feststellen: «Max zieht weg und wir können einfach nichts tun. Wir sind meilenweit von ihm entfernt. Es wartet jetzt sehr viel Arbeit.»

Red Bull hat das aktuell bessere Auto

Fast schon spielerisch fuhr Verstappen am Sonntag in Österreich zum Sieg und führt in der Gesamtwertung nun mit 32 Punkten vor Hamilton. Der 36-Jährige wollte in diesem Jahr eigentlich als erster Fahrer zum achten Mal Weltmeister werden. Doch der auf der Strecke eiskalte und mittlerweile fehlerlose Verstappen droht das zu verhindern. «Ich habe mein Bestes geben, mehr hätte ich nicht tun können», musste Hamilton eingestehen. Nach einem Defekt an seinem Wagen wurde er nur Vierter. Der beste Saisonstart seiner Karriere mit drei Siegen und einem zweiten Platz ist nach vielen Rückschlägen längst schon vergessen.

«Das waren schmerzhafte Rennen, aber wir behalten den Kopf oben», sagte der 98-malige Grand-Prix-Sieger. Hamilton weiß, dass er von Red Bull überholt wurde, weil der Rennstall das aktuelle Auto besser versteht und noch technisch weiterentwickelt. Das Werksteam des deutschen Autobauers richtet den Blick hingegen schon mehr auf 2022. Angesichts von noch 14 ausstehenden Rennen sei aber nichts verloren. «Wir haben gesehen, was vielleicht nicht rund läuft. Wenn wir das bewältigen können, haben wir ein Auto, das gewinnen kann», sagte Motorsportchef Toto Wolff: «Das Momentum geht gerade in die falsche Richtung, aber es ist weit davon entfernt, vorbei zu sein.»

Druck ist vor Silverstone hoch

Und gerade jetzt ist der Druck auf Mercedes besonders hoch. In knapp zwei Wochen steht Hamiltons Heimspiel in Silverstone an. Sechs der letzten sieben Rennen gewann er unweit seiner Heimat Stevenage in England. Es ist seine Strecke, 140.000 Fans dürfen dabei sein und hoffen auf einen Sieg ihres Helden. Eine Pleite gegen Red Bull würde nirgendwo mehr schmerzen als im Herzen des britischen Motorsports. «Wir gehen jetzt mit einem unglaublichen Selbstvertrauen nach Silverstone», sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko dem TV-Sender Sky: «Es gibt keine Strecke, vor der wir uns fürchten müssen. Aber trotzdem wissen wir, wie stark Mercedes generell ist.»

Was im März als spannender Zweikampf begann, ist längst zu einer Machtdemonstration von Red Bull mit dem überragenden Verstappen geworden. Zwei Start-Ziel-Siege, bei denen der 23-Jährige immer vorne lag, überraschten ihn selbst. «Ich hatte nicht erwartet, dass es so dominant läuft. Ich war einfach immer schneller als die anderen», bilanzierte der Niederländer in Österreich. Von 2010 bis 2013 hatte Sebastian Vettel vier WM-Titel für Red Bull geholt und das Team von Getränke-Milliardär Dietrich Mateschitz zur Nummer eins gemacht. Seit dem Beginn der Hybrid-Ära reichte es nur noch zu vereinzelten Siegen. Mit Mercedes konnten sie nie lange Zeit mithalten – bis jetzt.

Der Rückstand spornt den deutschen Autobauer an. «Ich baue auf die Lernkurve», sagte Wolff. Langfristig werde die schwierige Situation sein Team erfolgreicher machen: «Irgendwann werden wir zurückblicken und sagen: Das war nötig.» Der Österreicher setzt zudem darauf, dass Red Bull in den kommenden Wochen die Weiterentwicklung des aktuellen Boliden beendet, weil sie sich wie Mercedes mehr auf die Zukunft konzentrieren müssen. Dann gehe es darum, das meiste aus dem vorhandenen Material zu holen. «Wir müssen weniger Fehler machen und das Auto verstehen, dann sind wir absolut auf der Jagd», sagte Wolff.

Von Thomas Wolfer und Christian Hollmann, dpa