19. April 2024

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Haas-Zoff birgt Höchstgefahr in Monza

Hamilton, Verstappen, Alonso, Vettel - sie alle schenken sich nichts. In Monza kommt es immer wieder zu spektakulären Manövern. Sie vertrauen auf das Können und die Vernunft. Das aber ist ein Problem bei einem.

Max Verstappen Rad an Rad mit seinem Red Bull gegen Lewis Hamilton im Mercedes, achter Gang, über 300 Sachen. In Monza kein unwahrscheinliches Szenario am kommenden Wochenende.

Der Hochgeschwindigkeitskurs lieferte schon reichlich denkwürdige Manöver. Unvergessen ist der Zweikampf zwischen Sebastian Vettel, damals weltmeisterlich im Red Bull unterwegs, und Fernando Alonso im Ferrari vor dem Heimpublikum der Scuderia 2011 und 2012 ausgangs der «Curva Grande». «Ich war mit 340 auf der Wiese», berichtete Alonso vor neun Jahren. 2011 war es Vettel an derselben Stelle so ergangen.

«Wenn man gegen jemanden wie Fernando fährt – der Erfahrung besitzt und den man respektiert -, kann man ans Limit gehen und Rad an Rad fahren, ohne darüber nachzudenken», sagte Vettel vor zehn Jahren nach seinem Sieg in Monza.

Fast 80 Prozent Vollgas

Auf dem Kurs, auf dem fast 80 Prozent Vollgas gefahren wird, sind derartige Überholversuche besonders spektakulär. Aber eben auch besonders riskant, wenn auch nur ein Fahrer involviert ist, der Vettels Bedingungen für ein knallhartes Manöver an der Grenze nicht erfüllt. Dass ein Fahrer bestraft wird, wie Vettel 2012, ist die eine Sache, dass ein Kollege in Gefahr gerät, eine andere.

Und da kommt man schnell zu Nikita Masepin und dem Zoff beim Haas-Team mit Mick Schumacher. Zuletzt in Zandvoort hatte der 22 Jahre alte Russe den 22 Jahre alten Deutschen – beide in ihrer ersten Saison in der Motorsport-Königsklasse – beinahe in die Boxenmauer gedrückt. Hochgradig gefährlich. Nicht zum ersten Mal wechselte Masepin während des Rennens auch mal die Fahrlinie beim Anbremsen – strikt untersagt und erst recht hochgradig riskant.

«Lebensgefährlich» sei die Aktion gegen Mick Schumacher gewesen, urteilte Sky-Experte und Ex-Rennfahrer Ralf Schumacher. Wenn man die Boxenmauer mitnehme, «schleudert es das Auto in die Luft und es fliegt in die Leute rein oder weiß der Teufel, was da passieren kann», sagte Mick Schumacher. Masepin, dem nicht erst seit dieser mit Vorfällen schon gespickten Saison ein durchaus rüpelhaftes Image anlastet, gibt sich auch nach solchen Begebenheiten uneinsichtig.

Krisenmanager Steiner

Sein steinreicher Vater liefert schließlich das Geld für den Rennstall, der im vergangenen Jahr um seine Existenz kämpfte und mit zwei Neulingen für diese Saison einen gewagten Weg einschlug. Teamchef Günther Steiner, den viele aus der Netflix-Serie über die Formel 1 als fluchende Kultfigur schätzen, ist als Krisenmanager gefragt. Erst recht vor einem Rennen wie in Monza, wo es am Samstag auch wieder zu einer Zugabe mit der Sprintentscheidung für die Startaufstellung zum Großen Preis von Italien am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) kommt.

Steiner hat aber ein Problem. Einerseits das überlebenswichtige Geld aus Russland, andererseits der Fahrer mit dem Namen, den Fans in aller Welt kennen. Froh sein kann Steiner dabei auch, dass Mick Schumacher alles andere als unkontrolliert, ungestüm oder unüberlegt seinen unterlegenen Haas-Rennwagen steuert. «In Monza hoffe ich, dass es keine weiteren Probleme zwischen den beiden gibt», schrieb Micks Onkel Ralf in einer Kolumne. «Aber wenn alles normal läuft – auch beim Start – ist Nikita ja sowieso nicht in der Nähe von Mick.»

Von Jens Marx, dpa