8. Oktober 2024

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Das ultimative Heimspiel für Ferrari: «Es wird unglaublich»

Ferrari, Italien, Heimrennen. Und die Scuderia startet als Topfavorit! Es soll ein Fest ganz in Rot werden. Nebenbei könnte sich der WM-Kampf als Balsam für die italienische Fußballseele erweisen.

Nach dem Diebstahl seiner Luxusuhr in einer schummrig beleuchteten Gasse ist die Aussicht auf strahlend-rote Festspiele im Autodromo Enzo e Dino Ferrari für Charles Leclerc mehr als ein Trost.

Den Schrecken dürfte der 24 Jahre alte Monegasse spätestens dann verdaut haben, wenn er am Freitag beim Training vor voraussichtlich schon ausverkaufter Kulisse in den Ferrari F1-75 steigt. «Es wird unglaublich», prophezeite Leclerc bereits.

Strahlen-rote Festspiele beim Heimrennen

Fast 100.000 Tifosi werden zum Großen Preis der Emilia-Romagna erwartet, und wie Leclerc wollen sie eigentlich nur eines: Einen Heimsieg auf der Strecke, die den Namen des legendären Firmen-Gründers und seines Sohnes trägt. «Wir kommen nach Hause, Tifosi», twitterte Ferrari.

Dass es dabei in diesem Jahr zum ersten von insgesamt drei Mal auch noch zu einem Sprintrennen über 100 Kilometer schon am Samstag mit neuerdings acht WM-Punkten für den Sieger kommt, gibt dem womöglich leicht verregneten Rennwochenende in Norditalien eine weitere besondere Note. Wie sich Siege im Ferrari in Italien anfühlen, weiß Leclerc jedenfalls schon.

2019 gewann er den Großen Preis in Monza. Es war sein zweiter Formel-1-Sieg. Bis zum dritten musste er lange warten. Doch es scheint sich gelohnt zu haben. «Vor zwei Jahren haben wir erklärt, dass wir hart arbeiten müssen, um wieder konkurrenzfähig zu sein», sagte italienischen Medienberichten zufolge jüngst Ferrari-Oberboss John Elkann bei der Aktionärsversammlung. Nach zwei schweren Jahren habe die neue Saison auf aufregende Weise begonnen und Ferrari könne auf höchstem Niveau konkurrieren, meinte der 46 Jahre alte Aufsichtsratschef.

Ferrari liefert ein starkes Auto

Es war eine Leidenszeit. Ferrari steckte in einer Sackgasse. Erst die neuen Regeln für diese Saison sorgten für eine 180-Grad-Wendung und den ersten Leclerc-Sieg seit Monza. Das Wagenkonzept hebt sich von den anderen ab, der Motor hat sich zum stärksten im Feld entwickelt. Auch er sei sicherlich überrascht, sagte Mattia Binotto. Ein so starkes Auto gleich zu Saisonbeginn hatte der Teamchef der Scuderia nicht erwartet.

Der mittlerweile 52-Jährige hatte den Posten im Januar 2019 übernommen. Erst jetzt deutet aber alles darauf hin, dass Ferrari spätestens Mitte November den ersten WM-Fahrertitel seit Kimi Räikkönens Triumph 2007 feiern könnte. Es dürfte auch ein großes Seelenwohl fürs gesamte Sportland Italien sein, wenn einen Tag nach dem Formel-1-Finale die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar angepfiffen wird – ohne die Squadra Azzurra. Der Europameister verpasste in den Playoffs die Qualifikation.

Marko: «Scuderia die neue Messlatte»

Ob es bei Ferrari nun sogar zu einer Ära reichen könnte, bleibt abzuwarten. Scherzend kommentierte zuletzt Ex-Pilot David Coulthard als TV-Experte bei Leclercs Sieg von der Pole Position mit schnellster Rennrunde in Melbourne und der Führung über die gesamte Distanz, dass er ein leichtes Zittern verspürt habe. «Ein Flashback in die Zeit, als Michael im Ferrari dominiert hat.»

Für den letzten Ferrari-Sieg in Imola hatte Michael Schumacher in seiner denkwürdigen Zeit beim italienischen Rennstall auch gesorgt. 16 Jahre ist das her, bis zur Rückkehr 2020 wurde in Imola seitdem nicht mehr gefahren. Nach dem Sieg von Lewis Hamilton 2020 und dem Erfolg von Max Verstappen startet Leclerc nun als großer Favorit.

Sieg beim Auftakt in Bahrain, zweiter Platz in Saudi-Arabien, Sieg in Melbourne. 71 Punkte holte Leclerc. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Mercedes-Neuzugang George Russell: 34 Punkte. Rekordweltmeister Hamilton ist im zweiten Silberpfeil nur Sechster mit 28 Punkten, Titelverteidiger Verstappen im Red Bull Siebter mit 25 Zählern. «Ferrari ist bei jeder Temperatur, auf jeder Strecke, mit jedem Reifentyp gut. Sie sind die neue Messlatte», sagte Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko der «Sport Bild» (Mittwoch).

Von Jens Marx, dpa